Verschärft sich die Rezession?

Published On: 16/11/2023Kategorien: Allgemein, Erfolg, Inflation, Zukunft

Im September 2021 habe ich aufgrund des Steigens der Inflationsrate auf mehr als 2% über mehr als 4 Monate im Beitrag „Wirtschaftsaufschwung bremst sich selbst“ die Ansicht vertreten, dass die Inflation ein Sorgenkind ist, welches genau beobachtet werden muss und dass eine rasche Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen notwendig ist, für die es keine Patentrezepte gibt, für die aber auf die konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen abzustellen ist.

Ein Standpunkt, der sich mehr als bestätigt hat.

Seither ist die Inflation explodiert, hat negative Folgen nach sich gezogen und zog eine Rezession nach sich. Kann sich diese verschärfen?

Eine Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen ist unterblieben, eine sorgfältige Abwägung der konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen wurde von Politik und den meisten Unternehmen unterlassen, die Inflation ist explodiert und brachte/bringt nicht nur viele Unternehmen in eine schwierige Situation.

Die Deutsche Bundesbank schrieb im November 2022 (Zitat exakter Wortlaut):

Für eine gesunde, wachsende Wirtschaft ist es wichtig, dass der Wert des Geldes möglichst stabil bleibt. Schon vermeintlich geringfügig erhöhte Inflationsraten können einen enormen Schaden verursachen: Eine jährliche Preissteigerung von 4 Prozent – also nur 2 Prozentpunkte über dem Zielwert des Eurosystems – führt nach 18 Jahren zu einer Halbierung des Geldwertes und damit zu einer Halbierung der Ersparnisse. Darüber hinaus steht Inflation auf vielerlei Weise Wachstum und Wohlstand entgegen:

  • Inflation verhindert den effizienten Einsatz von Ressourcen: Preise geben Signale über Knappheit und Überschuss auf Märkten. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass Ressourcen, wie zum Beispiel Arbeit und Kapital, dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Inflation beeinträchtigt diese Signalfunktion. Denn nur bei allgemein stabilen Preisen können Unternehmen und Verbraucher bei einer Preissteigerung eindeutig auf Knappheit des betreffenden Gutes schließen.
  • Steuersysteme sind in der Regel nicht inflationsgeschützt. Ein höheres Preisniveau führt daher zu höheren Belastungen ohne eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Dies lässt tendenziell die Wachstumskräfte erlahmen.
  • Höhere Teuerungsraten bedeuten häufig auch stärker schwankende Teuerungsraten. Diese Schwankungen stellen ein Risiko für Anleger und Unternehmer dar und erschweren damit langfristige Investitionen.
  • Unerwartete und schwankende Inflation führt zu einer willkürlichen Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Dies kann dazu führen, dass das Vertrauen in die Eigentumsrechte untergraben wird.
  • Meist führt Inflation auch zu sozialen Verwerfungen. Sozial schwächere abhängig Beschäftigte haben nur eine geringe Verhandlungsmacht in Bezug auf die Entlohnung ihrer Arbeit. Sozial schwächere Haushalte können ihre Ersparnisse kaum vor Inflation schützen.

Die möglichen Folgen von Inflation zeigen, wie wichtig es ist, dass der Wert des Geldes stabil bleibt. Eine wichtige Voraussetzung, damit Preisstabilität gewährleistet werden kann, ist die Unabhängigkeit der Zentralbank. Denn immer dann, wenn die Möglichkeit besteht, Geld mehr oder weniger frei zu drucken, ist die Versuchung groß, dieses Instrument zu missbrauchen. Früher wurden staatliche Notenbanken oft gerade deshalb geschaffen, um den Regierungen möglichst freien Zugriff auf scheinbar unbegrenzte Finanzmittel zu geben. Durch den staatlichen Zugriff auf die Notenbank in Verbindung mit großem staatlichem Finanzbedarf wurde die Geldmenge jedoch meist zu stark ausgeweitet, das Ergebnis war Geldentwertung durch Inflation.

Die Inflationsrate (gegenüber dem Vorjahresmonat) nach August 2021 belief sich in Österreich auf:

  • September 2021: 3,3%
  • Oktober 2021: 3,7%
  • November 2021: 4,3%
  • Dezember 2021: 4,3%
  • Jänner 2022: 5,0%
  • Februar 2022: 5,8%
  • März 2022: 6,8%
  • April 2022: 7,2%
  • Mai 2022: 7,7%
  • Juni 2022: 8,7%
  • Juli 2022: 9,4%
  • August 2022: 9,3%
  • September 2022: 10,6%
  • Oktober 2022: 11,0%
  • November 2022: 10,6%
  • Dezember 2022: 10,2%
  • Jänner 2023: 11,2%
  • Februar 2023: 10,9%
  • März 2023: 9,2%
  • April 2023: 9,6%
  • Mai 2023: 8,9%
  • Juni 2023: 8.0%
  • Juli 2023: 7,0%
  • August 2023: 7,4%
  • September 2023: 6,0%

Quelle: Statistik Austria

Die hartnäckige und sehr hohe Inflation, die deutlich über der 2%-Grenze liegt, macht es immer wahrscheinlicher, dass wir uns nicht in einer sanften oder moderaten Rezession befinden, sondern dass die Gefahr eine „ausgewachsenen Rezession“ besteht, die folgende wirtschaftliche als auch soziale Auswirkungen haben kann:

  • Arbeitslosigkeit (in einer Rezession steigt die Arbeitslosigkeit, da Unternehmen Personal abbauen, um Kosten zu senken)
  • Einkommensrückgang (Arbeitslosigkeit und Reduzierung der Arbeitsstunden führen zu einem Rückgang der Einkommen führen, was wiederum die Konsumausgaben dämpft)
  • Unternehmensinsolvenzen (viele Unternehmen kommen in Schwierigkeiten, können ihre Schulden zu bedienen oder zu refinanzieren, was zu Insolvenzen führt)
  • Bankenprobleme (eine Rezession erhöht kann das Kreditrisiko erhöhen, was zu Problemen im Bankensektor führen kann. Banken müssen Kredite abschreiben, was zu einer Kreditklemme führt)
  • Soziale Unruhen (lang anhaltende Rezessionen können zu sozialen Unruhen führen, da Menschen frustriert über ihre wirtschaftliche Situation sind)

Weder die Europäische Zentralbank (EZB) noch die Bundesregierung haben sich im Umgang mit der Inflation mit Ruhm bekleckert. Die Währungshüter unterschätzten zu lange die Teuerungswelle und erhöhten die Zinsen spät. Die österreichische Regierung hat mit wenig tauglichen Mitteln (wie etwa nicht treffsicheren Hilfszahlungen) agiert, was dazu führte, dass die Inflation in Österreich oft um mehr als 2% höher war als in der Eurozone.

Da in weiten Teilen der der Eurozone, darunter Österreich und Deutschland,  die Konjunktur schon im ersten Halbjahr lahmte, wird eine sogenannte „harte Landung der Wirtschaft“ (Rezession) immer wahrscheinlicher und ist zu fordern, dass umgehend die Säumnisse in der Inflationsbekämpfung ausgemerzt werden.

Ergänzung 17.01.2024:

Die Inflationsrate für das Jahr 2023 lag laut Statistik Austria bei 7,8 %.

Pressemitteilung der Statistik Austria vom 17.01.2024
Am 17.01.2024 veröffentlichter Verbraucherpreisindex

Ich unterstütze Unternehmen bei der Erkennung und Analyse der damit verbundenen Risiken sowie der Planung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.

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Verschärft sich die Rezession?

Published On: 16/11/2023Kategorien: Allgemein, Erfolg, Inflation, Zukunft

Im September 2021 habe ich aufgrund des Steigens der Inflationsrate auf mehr als 2% über mehr als 4 Monate im Beitrag „Wirtschaftsaufschwung bremst sich selbst“ die Ansicht vertreten, dass die Inflation ein Sorgenkind ist, welches genau beobachtet werden muss und dass eine rasche Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen notwendig ist, für die es keine Patentrezepte gibt, für die aber auf die konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen abzustellen ist.

Ein Standpunkt, der sich mehr als bestätigt hat.

Seither ist die Inflation explodiert, hat negative Folgen nach sich gezogen und zog eine Rezession nach sich. Kann sich diese verschärfen?

Eine Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen ist unterblieben, eine sorgfältige Abwägung der konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen wurde von Politik und den meisten Unternehmen unterlassen, die Inflation ist explodiert und brachte/bringt nicht nur viele Unternehmen in eine schwierige Situation.

Die Deutsche Bundesbank schrieb im November 2022 (Zitat exakter Wortlaut):

Für eine gesunde, wachsende Wirtschaft ist es wichtig, dass der Wert des Geldes möglichst stabil bleibt. Schon vermeintlich geringfügig erhöhte Inflationsraten können einen enormen Schaden verursachen: Eine jährliche Preissteigerung von 4 Prozent – also nur 2 Prozentpunkte über dem Zielwert des Eurosystems – führt nach 18 Jahren zu einer Halbierung des Geldwertes und damit zu einer Halbierung der Ersparnisse. Darüber hinaus steht Inflation auf vielerlei Weise Wachstum und Wohlstand entgegen:

  • Inflation verhindert den effizienten Einsatz von Ressourcen: Preise geben Signale über Knappheit und Überschuss auf Märkten. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass Ressourcen, wie zum Beispiel Arbeit und Kapital, dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Inflation beeinträchtigt diese Signalfunktion. Denn nur bei allgemein stabilen Preisen können Unternehmen und Verbraucher bei einer Preissteigerung eindeutig auf Knappheit des betreffenden Gutes schließen.
  • Steuersysteme sind in der Regel nicht inflationsgeschützt. Ein höheres Preisniveau führt daher zu höheren Belastungen ohne eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Dies lässt tendenziell die Wachstumskräfte erlahmen.
  • Höhere Teuerungsraten bedeuten häufig auch stärker schwankende Teuerungsraten. Diese Schwankungen stellen ein Risiko für Anleger und Unternehmer dar und erschweren damit langfristige Investitionen.
  • Unerwartete und schwankende Inflation führt zu einer willkürlichen Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Dies kann dazu führen, dass das Vertrauen in die Eigentumsrechte untergraben wird.
  • Meist führt Inflation auch zu sozialen Verwerfungen. Sozial schwächere abhängig Beschäftigte haben nur eine geringe Verhandlungsmacht in Bezug auf die Entlohnung ihrer Arbeit. Sozial schwächere Haushalte können ihre Ersparnisse kaum vor Inflation schützen.

Die möglichen Folgen von Inflation zeigen, wie wichtig es ist, dass der Wert des Geldes stabil bleibt. Eine wichtige Voraussetzung, damit Preisstabilität gewährleistet werden kann, ist die Unabhängigkeit der Zentralbank. Denn immer dann, wenn die Möglichkeit besteht, Geld mehr oder weniger frei zu drucken, ist die Versuchung groß, dieses Instrument zu missbrauchen. Früher wurden staatliche Notenbanken oft gerade deshalb geschaffen, um den Regierungen möglichst freien Zugriff auf scheinbar unbegrenzte Finanzmittel zu geben. Durch den staatlichen Zugriff auf die Notenbank in Verbindung mit großem staatlichem Finanzbedarf wurde die Geldmenge jedoch meist zu stark ausgeweitet, das Ergebnis war Geldentwertung durch Inflation.

Die Inflationsrate (gegenüber dem Vorjahresmonat) nach August 2021 belief sich in Österreich auf:

  • September 2021: 3,3%
  • Oktober 2021: 3,7%
  • November 2021: 4,3%
  • Dezember 2021: 4,3%
  • Jänner 2022: 5,0%
  • Februar 2022: 5,8%
  • März 2022: 6,8%
  • April 2022: 7,2%
  • Mai 2022: 7,7%
  • Juni 2022: 8,7%
  • Juli 2022: 9,4%
  • August 2022: 9,3%
  • September 2022: 10,6%
  • Oktober 2022: 11,0%
  • November 2022: 10,6%
  • Dezember 2022: 10,2%
  • Jänner 2023: 11,2%
  • Februar 2023: 10,9%
  • März 2023: 9,2%
  • April 2023: 9,6%
  • Mai 2023: 8,9%
  • Juni 2023: 8.0%
  • Juli 2023: 7,0%
  • August 2023: 7,4%
  • September 2023: 6,0%

Quelle: Statistik Austria

Die hartnäckige und sehr hohe Inflation, die deutlich über der 2%-Grenze liegt, macht es immer wahrscheinlicher, dass wir uns nicht in einer sanften oder moderaten Rezession befinden, sondern dass die Gefahr eine „ausgewachsenen Rezession“ besteht, die folgende wirtschaftliche als auch soziale Auswirkungen haben kann:

  • Arbeitslosigkeit (in einer Rezession steigt die Arbeitslosigkeit, da Unternehmen Personal abbauen, um Kosten zu senken)
  • Einkommensrückgang (Arbeitslosigkeit und Reduzierung der Arbeitsstunden führen zu einem Rückgang der Einkommen führen, was wiederum die Konsumausgaben dämpft)
  • Unternehmensinsolvenzen (viele Unternehmen kommen in Schwierigkeiten, können ihre Schulden zu bedienen oder zu refinanzieren, was zu Insolvenzen führt)
  • Bankenprobleme (eine Rezession erhöht kann das Kreditrisiko erhöhen, was zu Problemen im Bankensektor führen kann. Banken müssen Kredite abschreiben, was zu einer Kreditklemme führt)
  • Soziale Unruhen (lang anhaltende Rezessionen können zu sozialen Unruhen führen, da Menschen frustriert über ihre wirtschaftliche Situation sind)

Weder die Europäische Zentralbank (EZB) noch die Bundesregierung haben sich im Umgang mit der Inflation mit Ruhm bekleckert. Die Währungshüter unterschätzten zu lange die Teuerungswelle und erhöhten die Zinsen spät. Die österreichische Regierung hat mit wenig tauglichen Mitteln (wie etwa nicht treffsicheren Hilfszahlungen) agiert, was dazu führte, dass die Inflation in Österreich oft um mehr als 2% höher war als in der Eurozone.

Da in weiten Teilen der der Eurozone, darunter Österreich und Deutschland,  die Konjunktur schon im ersten Halbjahr lahmte, wird eine sogenannte „harte Landung der Wirtschaft“ (Rezession) immer wahrscheinlicher und ist zu fordern, dass umgehend die Säumnisse in der Inflationsbekämpfung ausgemerzt werden.

Ergänzung 17.01.2024:

Die Inflationsrate für das Jahr 2023 lag laut Statistik Austria bei 7,8 %.

Pressemitteilung der Statistik Austria vom 17.01.2024
Am 17.01.2024 veröffentlichter Verbraucherpreisindex

Ich unterstütze Unternehmen bei der Erkennung und Analyse der damit verbundenen Risiken sowie der Planung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.

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Alfred Hauer
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Markus Wahl
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