Wirtschaftsaufschwung bremst sich selbst

Published On: 16/09/2021Kategorien: Allgemein, Erfolg, Inflation, Zukunft

Noch im Juni 2021 rechnete die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) aufgrund der Rücknahme der Corona-Maßnahmen und des Impffortschritts heuer und im kommenden Jahr mit einem kräftigen Wirtschaftsaufschwung. Nach einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Österreich um 6,7 Prozent im Jahr 2020 prognostizierte die Nationalbank für 2021 und 2022 ein Wachstum von 3,9 Prozent bzw. 4,2 Prozent, im Vergleich zur letzten Konjunkturschätzung vom Dezember 2020 (BIP-Plus in Österreich von 3,6 Prozent für 2021 und 4 Prozent für 2022) hob die OeNB ihre Prognose leicht an.

Allerdings war schon im Juni klar, dass die Inflation ein Sorgenkind ist, welches genau beobachtet werden muss. Hieß es noch im Juni 2021: „Wenn die Inflationsrate über 3 Prozent steigt, dann sei wohl zu „ein Überdenken der Strategie“ der Europäischen Zentralbank (EZB) erforderlich“ und wurde damals von der EZB die Umsetzung des vertraglich vorgegebenen Ziels der Preisniveaustabilität als eine Inflationsrate auf mittlere Sicht von unter, aber nahe an 2 Prozent pro Jahr definiert, erhöhten die Währungshüter bereits Anfang Juli 2021 die angestrebte jährliche Teuerungsrate im Euro-Raum auf 2 Prozent.

Tatsächlich belief sich in nachfolgend genannten Monaten die Inflation in Österreich gegenüber dem Vorjahresmonat auf:

  • August 2020: 1,4%
  • September 2020: 1,4%
  • Oktober 2020: 1,3%
  • November 2020: 1,3%
  • Dezember 2020: 1,2%
  • Jänner 2021: 0,8%
  • Februar 2021: 1,2%
  • März 2021: 2%
  • April 2021: 1,9%
  • Mai 2021: 2,8%
  • Juni 2021: 2,8%
  • Juli 2021: 2,9%
  • August 2021: 3,1%

Nach dem coronabedingten Einbruch erholt sich die Weltwirtschaft so schnell und kräftig, dass die Produktion nicht nachkommt, die Lagerbestände aufgebraucht werden und Lieferengpässe entstehen. Das führt lt. Analyse der WIFO zu beträchtlichen Preissteigerungen, die den Wirtschaftsaufschwung bremsen.

Im aktuellen Konjunkturbericht der WIFO wird unter anderem Folgendes ausgeführt:

    • In Österreich war das Wirtschaftswachstum im II. Quartal 2021 (+3,6% gegenüber dem Vorquartal) deutlich höher als im Durchschnitt des Euro-Raumes (+2,2%), vor allem aufgrund der schwungvollen Dynamik im Gastgewerbe. Im Laufe des Sommers hat das BIP bereits das Vorkrisenniveau überschritten. Sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Langzeitbeschäftigungslosigkeit tendierten zuletzt abwärts.
    • Lagerbestände werden weltweit zurzeit beträchtlich reduziert. Üblicherweise folgt einem Lagerabbau ein Konjunkturabschwung. Diesmal ist er jedoch Ausdruck des äußerst kräftigen Aufschwungs, der die Weltwirtschaft seit dem Frühjahr 2021 erfasst hat. Vor allem die Plötzlichkeit und die Stärke des Aufschwungs haben den markanten Lagerabbau zur Folge.
    • Für die meisten Marktteilnehmer trat die Erholung unerwartet früh ein, da die Saisonalität des SARS-CoV-2-Virus unterschätzt wurde. Sie verlief bisher auch äußerst kräftig, da die Lockdowns die Kaufkraft der privaten Haushalte sowie die Produktionskapazitäten der Unternehmen nicht in dem Ausmaß reduziert hatten wie „herkömmliche“ Konjunkturabschwünge und weil zudem großzügige wirtschaftspolitische Maßnahmen gesetzt worden waren.
    • Die sich nun ergebenden Lieferengpässe und Preissteigerungen sind erheblich. So gaben zuletzt rund 32% der heimischen Industriebetriebe Materialmangel als wichtigstes Produktionshindernis an, während der langjährige Durchschnitt 7,5% beträgt und selbst in normalen Aufschwüngen nie mehr als 15% unter akutem Materialmangel leiden. Gleichzeitig haben sich die Preise für Industrierohstoffe von April 2020 bis Mai 2021 auf Dollarbasis mehr als verdoppelt, obwohl sie in den Krisenmonaten davor, von Jänner 2020 bis April 2020, um nur 14% gesunken waren.
    • Diese Situation führt dazu, dass knapp die Hälfte der heimischen Industriebetriebe die Verkaufspreise demnächst anheben will, während dies im Durchschnitt der letzten 15 Jahre jeweils nur 7,2% planten. Die Lieferengpässe führen aber nicht nur zu Preissteigerungen, sondern auch zu Rationierung. So steigen in der Kfz-Branche trotz eines Nachfragebooms die Anmeldungen zur Kurzarbeit aufgrund des erheblichen Mangels an Halbleitern (Mikrochips).
    • Dementsprechend sind die meisten Unternehmen zwar grundsätzlich optimistisch in Bezug auf ihre aktuelle Geschäftslage, allerdings bremste sich die Zuversicht im Sommer etwas ein, was die Unternehmensbefragungen für Österreich als auch für den übrigen Euro-Raum zeigen. In Österreich dämpfte sich die Stimmung insbesondere in den krisengeschüttelten Dienstleistungsbranchen, was darauf hindeutet, dass im Herbst wieder mit Beeinträchtigungen der Geschäftstätigkeit gerechnet wird.
    • Derzeit herrscht aber noch ein äußerst kräftiger Aufschwung. Im II. Quartal 2021 (April bis Juni) wuchs die Wirtschaftsleistung in Österreich um 3,6% gegenüber dem Vorquartal und damit im Ländervergleich (Euro-Raum +2,2%) besonders rasch. Dies ist vor allem den Wertschöpfungsgewinnen im Gastgewerbe zuzuschreiben, die mehr als die Hälfte des Quartalswachstums ausmachten. Im Juli 2021 wurde bereits das BIP-Niveau vor Ausbruch der COVID-19-Krise überschritten und Mitte August 2021 lag es bereits um 1,5% darüber.
    • Als Folge des Nachfragebooms und der Angebotsknappheiten stieg die Verbraucherpreisinflation in Österreich laut Schnellschätzung von Statistik Austria zuletzt auf über 3%.

Wie weit diese Prognosen eintreten, mag dahingestellt bleiben, ernst zu nehmen sind sie allemal.

Gerade das erfordert jedoch eine rasche Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen. Für diese gibt es keine Patentrezepte, abzustellen ist auf die konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen.

Ergänzung 16.11.2023:

Die Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen ist unterblieben, eine sorgfältige Abwägung der konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen wurde von Politik und den meisten Unternehmen unterlassen, die Inflation ist explodiert und brachte/bringt nicht nur viele Unternehmen in eine schwierige Situation.

Die Deutsche Bundesbank schrieb im November 2022 (Zitat exakter Wortlaut):

Für eine gesunde, wachsende Wirtschaft ist es wichtig, dass der Wert des Geldes möglichst stabil bleibt. Schon vermeintlich geringfügig erhöhte Inflationsraten können einen enormen Schaden verursachen: Eine jährliche Preissteigerung von 4 Prozent – also nur 2 Prozentpunkte über dem Zielwert des Eurosystems – führt nach 18 Jahren zu einer Halbierung des Geldwertes und damit zu einer Halbierung der Ersparnisse. Darüber hinaus steht Inflation auf vielerlei Weise Wachstum und Wohlstand entgegen:

  • Inflation verhindert den effizienten Einsatz von Ressourcen: Preise geben Signale über Knappheit und Überschuss auf Märkten. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass Ressourcen, wie zum Beispiel Arbeit und Kapital, dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Inflation beeinträchtigt diese Signalfunktion. Denn nur bei allgemein stabilen Preisen können Unternehmen und Verbraucher bei einer Preissteigerung eindeutig auf Knappheit des betreffenden Gutes schließen.
  • Steuersysteme sind in der Regel nicht inflationsgeschützt. Ein höheres Preisniveau führt daher zu höheren Belastungen ohne eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Dies lässt tendenziell die Wachstumskräfte erlahmen.
  • Höhere Teuerungsraten bedeuten häufig auch stärker schwankende Teuerungsraten. Diese Schwankungen stellen ein Risiko für Anleger und Unternehmer dar und erschweren damit langfristige Investitionen.
  • Unerwartete und schwankende Inflation führt zu einer willkürlichen Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Dies kann dazu führen, dass das Vertrauen in die Eigentumsrechte untergraben wird.
  • Meist führt Inflation auch zu sozialen Verwerfungen. Sozial schwächere abhängig Beschäftigte haben nur eine geringe Verhandlungsmacht in Bezug auf die Entlohnung ihrer Arbeit. Sozial schwächere Haushalte können ihre Ersparnisse kaum vor Inflation schützen.

Die möglichen Folgen von Inflation zeigen, wie wichtig es ist, dass der Wert des Geldes stabil bleibt. Eine wichtige Voraussetzung, damit Preisstabilität gewährleistet werden kann, ist die Unabhängigkeit der Zentralbank. Denn immer dann, wenn die Möglichkeit besteht, Geld mehr oder weniger frei zu drucken, ist die Versuchung groß, dieses Instrument zu missbrauchen. Früher wurden staatliche Notenbanken oft gerade deshalb geschaffen, um den Regierungen möglichst freien Zugriff auf scheinbar unbegrenzte Finanzmittel zu geben. Durch den staatlichen Zugriff auf die Notenbank in Verbindung mit großem staatlichem Finanzbedarf wurde die Geldmenge jedoch meist zu stark ausgeweitet, das Ergebnis war Geldentwertung durch Inflation.

Die Inflationsrate (gegenüber dem Vorjahresmonat) nach August 2021 belief sich in Österreich auf:

  • September 2021: 3,3%
  • Oktober 2021: 3,7%
  • November 2021: 4,3%
  • Dezember 2021: 4,3%
  • Jänner 2022: 5,0%
  • Februar 2022: 5,8%
  • März 2022: 6,8%
  • April 2022: 7,2%
  • Mai 2022: 7,7%
  • Juni 2022: 8,7%
  • Juli 2022: 9,4%
  • August 2022: 9,3%
  • September 2022: 10,6%
  • Oktober 2022: 11,0%
  • November 2022: 10,6%
  • Dezember 2022: 10,2%
  • Jänner 2023: 11,2%
  • Februar 2023: 10,9%
  • März 2023: 9,2%
  • April 2023: 9,6%
  • Mai 2023: 8,9%
  • Juni 2023: 8.0%
  • Juli 2023: 7,0%
  • August 2023: 7,4%
  • September 2023: 6,0%

Quelle: Statistik Austria

Ergänzung 08.10.2024:

Die Inflationsrate (gegenüber dem Vorjahresmonat) nach September 2023 belief sich in Österreich auf:

  • Oktober 2023: 5,40%
  • November 2023: 5,3%
  • Dezember 2023: 5,6%
  • Jänner 2024: 4,6%
  • Februar 2024: 4,1%
  • März 2024: 4,1%
  • April 2024: 3,5%
  • Mai 2024: 3,3%
  • Juni 2024: 3,0%
  • Juli 2024: 2,9%
  • August 2024: 2,3%

Diese hartnäckige und sehr hohe Inflation macht eine Rezession immer wahrscheinlicher.

Weder die Europäische Zentralbank (EZB) noch die Bundesregierung haben sich im Umgang mit der Inflation mit Ruhm bekleckert. Die Währungshüter unterschätzten zu lange die Teuerungswelle und erhöhten die Zinsen spät. Die türkis-grüne Regierung hat mit wenig tauglichen Mitteln (wie etwa nicht treffsicheren Hilfszahlungen) agiert, was dazu führte, dass die Inflation in Österreich oft um mehr als 2% höher war als in der Eurozone.

In weiten Teilen der der Eurozone, darunter Österreich und Deutschland,  lahmte die Konjunktur schon im ersten Halbjahr, weiter steigende Zinsen, wie sie wohl zu erwarten sind, lassen eine sogenannte „harte Landung der Wirtschaft“, immer wahrscheinlicher werden.

Ich unterstütze Unternehmen bei der Erkennung und Analyse der damit verbundenen Risiken sowie der Planung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.

Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie mit mir einen Termin. Das Erstgespräch in der Dauer bis 30 Minuten ist kostenlos und unverbindlich

Wirtschaftsaufschwung bremst sich selbst

Published On: 16/09/2021Kategorien: Allgemein, Erfolg, Inflation, Zukunft

Noch im Juni 2021 rechnete die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) aufgrund der Rücknahme der Corona-Maßnahmen und des Impffortschritts heuer und im kommenden Jahr mit einem kräftigen Wirtschaftsaufschwung. Nach einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Österreich um 6,7 Prozent im Jahr 2020 prognostizierte die Nationalbank für 2021 und 2022 ein Wachstum von 3,9 Prozent bzw. 4,2 Prozent, im Vergleich zur letzten Konjunkturschätzung vom Dezember 2020 (BIP-Plus in Österreich von 3,6 Prozent für 2021 und 4 Prozent für 2022) hob die OeNB ihre Prognose leicht an.

Allerdings war schon im Juni klar, dass die Inflation ein Sorgenkind ist, welches genau beobachtet werden muss. Hieß es noch im Juni 2021: „Wenn die Inflationsrate über 3 Prozent steigt, dann sei wohl zu „ein Überdenken der Strategie“ der Europäischen Zentralbank (EZB) erforderlich“ und wurde damals von der EZB die Umsetzung des vertraglich vorgegebenen Ziels der Preisniveaustabilität als eine Inflationsrate auf mittlere Sicht von unter, aber nahe an 2 Prozent pro Jahr definiert, erhöhten die Währungshüter bereits Anfang Juli 2021 die angestrebte jährliche Teuerungsrate im Euro-Raum auf 2 Prozent.

Tatsächlich belief sich in nachfolgend genannten Monaten die Inflation in Österreich gegenüber dem Vorjahresmonat auf:

  • August 2020: 1,4%
  • September 2020: 1,4%
  • Oktober 2020: 1,3%
  • November 2020: 1,3%
  • Dezember 2020: 1,2%
  • Jänner 2021: 0,8%
  • Februar 2021: 1,2%
  • März 2021: 2%
  • April 2021: 1,9%
  • Mai 2021: 2,8%
  • Juni 2021: 2,8%
  • Juli 2021: 2,9%
  • August 2021: 3,1%

Nach dem coronabedingten Einbruch erholt sich die Weltwirtschaft so schnell und kräftig, dass die Produktion nicht nachkommt, die Lagerbestände aufgebraucht werden und Lieferengpässe entstehen. Das führt lt. Analyse der WIFO zu beträchtlichen Preissteigerungen, die den Wirtschaftsaufschwung bremsen.

Im aktuellen Konjunkturbericht der WIFO wird unter anderem Folgendes ausgeführt:

    • In Österreich war das Wirtschaftswachstum im II. Quartal 2021 (+3,6% gegenüber dem Vorquartal) deutlich höher als im Durchschnitt des Euro-Raumes (+2,2%), vor allem aufgrund der schwungvollen Dynamik im Gastgewerbe. Im Laufe des Sommers hat das BIP bereits das Vorkrisenniveau überschritten. Sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Langzeitbeschäftigungslosigkeit tendierten zuletzt abwärts.
    • Lagerbestände werden weltweit zurzeit beträchtlich reduziert. Üblicherweise folgt einem Lagerabbau ein Konjunkturabschwung. Diesmal ist er jedoch Ausdruck des äußerst kräftigen Aufschwungs, der die Weltwirtschaft seit dem Frühjahr 2021 erfasst hat. Vor allem die Plötzlichkeit und die Stärke des Aufschwungs haben den markanten Lagerabbau zur Folge.
    • Für die meisten Marktteilnehmer trat die Erholung unerwartet früh ein, da die Saisonalität des SARS-CoV-2-Virus unterschätzt wurde. Sie verlief bisher auch äußerst kräftig, da die Lockdowns die Kaufkraft der privaten Haushalte sowie die Produktionskapazitäten der Unternehmen nicht in dem Ausmaß reduziert hatten wie „herkömmliche“ Konjunkturabschwünge und weil zudem großzügige wirtschaftspolitische Maßnahmen gesetzt worden waren.
    • Die sich nun ergebenden Lieferengpässe und Preissteigerungen sind erheblich. So gaben zuletzt rund 32% der heimischen Industriebetriebe Materialmangel als wichtigstes Produktionshindernis an, während der langjährige Durchschnitt 7,5% beträgt und selbst in normalen Aufschwüngen nie mehr als 15% unter akutem Materialmangel leiden. Gleichzeitig haben sich die Preise für Industrierohstoffe von April 2020 bis Mai 2021 auf Dollarbasis mehr als verdoppelt, obwohl sie in den Krisenmonaten davor, von Jänner 2020 bis April 2020, um nur 14% gesunken waren.
    • Diese Situation führt dazu, dass knapp die Hälfte der heimischen Industriebetriebe die Verkaufspreise demnächst anheben will, während dies im Durchschnitt der letzten 15 Jahre jeweils nur 7,2% planten. Die Lieferengpässe führen aber nicht nur zu Preissteigerungen, sondern auch zu Rationierung. So steigen in der Kfz-Branche trotz eines Nachfragebooms die Anmeldungen zur Kurzarbeit aufgrund des erheblichen Mangels an Halbleitern (Mikrochips).
    • Dementsprechend sind die meisten Unternehmen zwar grundsätzlich optimistisch in Bezug auf ihre aktuelle Geschäftslage, allerdings bremste sich die Zuversicht im Sommer etwas ein, was die Unternehmensbefragungen für Österreich als auch für den übrigen Euro-Raum zeigen. In Österreich dämpfte sich die Stimmung insbesondere in den krisengeschüttelten Dienstleistungsbranchen, was darauf hindeutet, dass im Herbst wieder mit Beeinträchtigungen der Geschäftstätigkeit gerechnet wird.
    • Derzeit herrscht aber noch ein äußerst kräftiger Aufschwung. Im II. Quartal 2021 (April bis Juni) wuchs die Wirtschaftsleistung in Österreich um 3,6% gegenüber dem Vorquartal und damit im Ländervergleich (Euro-Raum +2,2%) besonders rasch. Dies ist vor allem den Wertschöpfungsgewinnen im Gastgewerbe zuzuschreiben, die mehr als die Hälfte des Quartalswachstums ausmachten. Im Juli 2021 wurde bereits das BIP-Niveau vor Ausbruch der COVID-19-Krise überschritten und Mitte August 2021 lag es bereits um 1,5% darüber.
    • Als Folge des Nachfragebooms und der Angebotsknappheiten stieg die Verbraucherpreisinflation in Österreich laut Schnellschätzung von Statistik Austria zuletzt auf über 3%.

Wie weit diese Prognosen eintreten, mag dahingestellt bleiben, ernst zu nehmen sind sie allemal.

Gerade das erfordert jedoch eine rasche Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen. Für diese gibt es keine Patentrezepte, abzustellen ist auf die konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen.

Ergänzung 16.11.2023:

Die Reaktion und/oder Vorbereitung auf Preisdruck und Lieferprobleme sowie die prognostizierten Veränderungen durch Treffen notwendiger oder zweckmäßiger Maßnahmen ist unterblieben, eine sorgfältige Abwägung der konkreten unternehmensbezogenen Umstände, Risiken und Chancen wurde von Politik und den meisten Unternehmen unterlassen, die Inflation ist explodiert und brachte/bringt nicht nur viele Unternehmen in eine schwierige Situation.

Die Deutsche Bundesbank schrieb im November 2022 (Zitat exakter Wortlaut):

Für eine gesunde, wachsende Wirtschaft ist es wichtig, dass der Wert des Geldes möglichst stabil bleibt. Schon vermeintlich geringfügig erhöhte Inflationsraten können einen enormen Schaden verursachen: Eine jährliche Preissteigerung von 4 Prozent – also nur 2 Prozentpunkte über dem Zielwert des Eurosystems – führt nach 18 Jahren zu einer Halbierung des Geldwertes und damit zu einer Halbierung der Ersparnisse. Darüber hinaus steht Inflation auf vielerlei Weise Wachstum und Wohlstand entgegen:

  • Inflation verhindert den effizienten Einsatz von Ressourcen: Preise geben Signale über Knappheit und Überschuss auf Märkten. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass Ressourcen, wie zum Beispiel Arbeit und Kapital, dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Inflation beeinträchtigt diese Signalfunktion. Denn nur bei allgemein stabilen Preisen können Unternehmen und Verbraucher bei einer Preissteigerung eindeutig auf Knappheit des betreffenden Gutes schließen.
  • Steuersysteme sind in der Regel nicht inflationsgeschützt. Ein höheres Preisniveau führt daher zu höheren Belastungen ohne eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Dies lässt tendenziell die Wachstumskräfte erlahmen.
  • Höhere Teuerungsraten bedeuten häufig auch stärker schwankende Teuerungsraten. Diese Schwankungen stellen ein Risiko für Anleger und Unternehmer dar und erschweren damit langfristige Investitionen.
  • Unerwartete und schwankende Inflation führt zu einer willkürlichen Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Dies kann dazu führen, dass das Vertrauen in die Eigentumsrechte untergraben wird.
  • Meist führt Inflation auch zu sozialen Verwerfungen. Sozial schwächere abhängig Beschäftigte haben nur eine geringe Verhandlungsmacht in Bezug auf die Entlohnung ihrer Arbeit. Sozial schwächere Haushalte können ihre Ersparnisse kaum vor Inflation schützen.

Die möglichen Folgen von Inflation zeigen, wie wichtig es ist, dass der Wert des Geldes stabil bleibt. Eine wichtige Voraussetzung, damit Preisstabilität gewährleistet werden kann, ist die Unabhängigkeit der Zentralbank. Denn immer dann, wenn die Möglichkeit besteht, Geld mehr oder weniger frei zu drucken, ist die Versuchung groß, dieses Instrument zu missbrauchen. Früher wurden staatliche Notenbanken oft gerade deshalb geschaffen, um den Regierungen möglichst freien Zugriff auf scheinbar unbegrenzte Finanzmittel zu geben. Durch den staatlichen Zugriff auf die Notenbank in Verbindung mit großem staatlichem Finanzbedarf wurde die Geldmenge jedoch meist zu stark ausgeweitet, das Ergebnis war Geldentwertung durch Inflation.

Die Inflationsrate (gegenüber dem Vorjahresmonat) nach August 2021 belief sich in Österreich auf:

  • September 2021: 3,3%
  • Oktober 2021: 3,7%
  • November 2021: 4,3%
  • Dezember 2021: 4,3%
  • Jänner 2022: 5,0%
  • Februar 2022: 5,8%
  • März 2022: 6,8%
  • April 2022: 7,2%
  • Mai 2022: 7,7%
  • Juni 2022: 8,7%
  • Juli 2022: 9,4%
  • August 2022: 9,3%
  • September 2022: 10,6%
  • Oktober 2022: 11,0%
  • November 2022: 10,6%
  • Dezember 2022: 10,2%
  • Jänner 2023: 11,2%
  • Februar 2023: 10,9%
  • März 2023: 9,2%
  • April 2023: 9,6%
  • Mai 2023: 8,9%
  • Juni 2023: 8.0%
  • Juli 2023: 7,0%
  • August 2023: 7,4%
  • September 2023: 6,0%

Quelle: Statistik Austria

Ergänzung 08.10.2024:

Die Inflationsrate (gegenüber dem Vorjahresmonat) nach September 2023 belief sich in Österreich auf:

  • Oktober 2023: 5,40%
  • November 2023: 5,3%
  • Dezember 2023: 5,6%
  • Jänner 2024: 4,6%
  • Februar 2024: 4,1%
  • März 2024: 4,1%
  • April 2024: 3,5%
  • Mai 2024: 3,3%
  • Juni 2024: 3,0%
  • Juli 2024: 2,9%
  • August 2024: 2,3%

Diese hartnäckige und sehr hohe Inflation macht eine Rezession immer wahrscheinlicher.

Weder die Europäische Zentralbank (EZB) noch die Bundesregierung haben sich im Umgang mit der Inflation mit Ruhm bekleckert. Die Währungshüter unterschätzten zu lange die Teuerungswelle und erhöhten die Zinsen spät. Die türkis-grüne Regierung hat mit wenig tauglichen Mitteln (wie etwa nicht treffsicheren Hilfszahlungen) agiert, was dazu führte, dass die Inflation in Österreich oft um mehr als 2% höher war als in der Eurozone.

In weiten Teilen der der Eurozone, darunter Österreich und Deutschland,  lahmte die Konjunktur schon im ersten Halbjahr, weiter steigende Zinsen, wie sie wohl zu erwarten sind, lassen eine sogenannte „harte Landung der Wirtschaft“, immer wahrscheinlicher werden.

Ich unterstütze Unternehmen bei der Erkennung und Analyse der damit verbundenen Risiken sowie der Planung und Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen.

Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie mit mir einen Termin. Das Erstgespräch in der Dauer bis 30 Minuten ist kostenlos und unverbindlich

Dr. Albin Walchshofer, Unternehmensberater, Risikomanager
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