Die Wirtschaft soll mit 0,3% nur sehr schwach wachsen

Sind die neuesten Wirtschaftsperspektiven realistisch?

Published On: 10/06/2024Kategorien: Erfolg, Nachhaltigkeit, Prognosen, Risikomanagement, Zukunft

Der OeNB Report 2024/7: Wirtschaftsprognose für Österreich führt aus: „Für das Jahr 2024 erwartet die OeNB eine Stabilisierung der Entwicklung, allerdings wird die Wirtschaft mit 0,3% nur sehr schwach wachsen.“ Ist diese Prognose realistisch oder birgt sie Risiken in sich?

Aktuelle Lage und kritische Analyse:

Die Prognose der OeNB basiert u.a. auf der Annahme, dass steigende Reallöhne den privaten Konsum ankurbeln werden. Obwohl die Reallöhne bereits in vielen Branchen gestiegen sind, zeigt eine Meinungsumfrage der Lazarsfeld-Gesellschaft, präsentiert am 30.05.2024 auf oe24.tv, dennoch ein anderes Bild:

  • Für 68% der Bevölkerung ist die Teuerung spürbar, während nur 8% keine Auswirkungen wahrnehmen.
  • 45% geben an, weniger Geld auszugeben, 42% gleich viel und nur 9% mehr.
  • Auf die Frage, ob sich ihr Konsumverhalten im Vergleich zum Vorjahr ändern wird, antworten 37%, dass sie weniger konsumieren werden, 47% gleich viel und nur 16% mehr.

Ich verkenne nicht, dass sich die OeNB in ihren Prognosen auf Zahlen, Daten und Fakten stützt, die verbunden mit Erfahrungswerten eine rechnerische Prognose ermöglichen. Meinungsumfragen hingegen erheben aktuelle Stimmungsbilder, die emotional oder beeinflusst von externen Einflüssen wie medialen Berichten oder Informationsquellen sein können, welche mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Situation nur eingeschränkt Schritt halten.

Ich erachte es aber kühn, steigende Reallöhne als einen wesentlichen Grund für die Ankurbelung des privaten Konsums und damit ein Wirtschaftswachstum heranzuziehen, ohne weitere Faktoren, etwa Stimmungsbilder in Meinungsumfragen, das Bemühren eines großen Teils der Bevölkerung, sich ein einfaches, aber würdiges Leben leisten zu können (und mit dem zur Verfügung stehenden Geld sorgfältig umzugehen) oder Anreize zum Sparen oder für Anschaffungen oder gar Investitionenzu berücksichtigen.

Die oben aufgezeigten Ergebnisse deuten für mich darauf hin, dass Verbraucher trotz höherer Löhne weniger Geld ausgeben oder auf Billigläden und asiatische Billiglieferanten zurückgreifen werden, wodurch die Begründung der OeNB in einem wichtigen Punkt in Bedrängnis kommt.

Die Ergebnisse weisen auf ein geringes Vertrauen in eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung hin und legen trotz gestiegener Reallöhne eine nur eingeschränkte Konsumbereitschaft der Bevölkerung nahe, was dazu führen wird, dass Teile der Wirtschaft nicht mehr überleben können, Arbeitsplätze veroren gehen, Staatseinnahmen sinken sowie  Staatsausgaben und Staatsverschuldung steigen. Darunter werden die Finanzierung (und damit die Qualität) wichtiger Staatsaufgaben und die Lebensqualität leiden.

Dazu kommt, dass lt. Armutskonferenz 17,7% der österreichischen Bevölkerung (rd. 1.555.000 Menschen) armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind, ihr Einkommen liegt unter der Armutsschwelle. Diese scheiden als den privaten Konsum ankurbelnde Konsumenten zur Gänze aus.

Wann und wie der Konsum tatsächlich angekurbelt wird oder werden könnte, ist bei diesen Umständen ungewiss.

Gegenwärtig ist die Geschäftslage vielerorts angespannt, sinken die Umsätze und fehlen die Aufträge. Die Zahl der Insolvenzen ist auf ein Allzeithoch gestiegen (+30,9% im Vergleich zum Vorjahr), die Arbeitslosenquote im Mai um 9,5%, aufgrund der hohen Energiepreise leiden gerade Branchen mit energieintensiven Tätigkeiten ganz besonders.

Ergänzung 13.06.2024: wie dramatisch die Lage in Österreich ist, zeigt der Beitrag „Dramatische Bilanz: In Österreich gehen 18 Firmen pro Tag pleite“ des „Kurier“ vom 12.06.2024, in welchem u.a. ausgeführt wird: “ Die Passiva sind um mehr als 900 Prozent auf rund 11 Milliarden Euro gestiegen“ und: Die Insolvenzursachen sind mannigfaltig. „Generell ist es ein Mix aus hohen Kosten bei Energie-, Löhnen und Material. Auf der anderen Seite sind die Zinsen nach wie vor hoch und die Nachfrage ist zurückgegangen“, sagt KSV1870-Experte Karl-Heinz Götze. „Diese Kombination ist für manche Branchen extrem, zum Beispiel für den Großhandel, der stark darunter leidet. Auch die Probleme am Bau, bei den Immobilienentwicklern und Bauträgern wird uns noch länger beschäftigen.“ So seien die Baugenehmigungen deutlich zurückgegangen.

Zur künftigen Wirtschaftsentwicklung gibt es unterschiedliche Ansichten und Prognosen. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, etwa meint, die Unsicherheit sei generell groß, andere wiederum bringen ins Spiel, dass die Märkte durch die politischen Unsicherheiten aufgrund der Europawahl und die Fed-Sitzung verunsichert werden. Wie OTS berichtet, hat sich lt. einer Deloitte-Umfrage die Gemütslage unter Österreichs Finanzvorständen etwas verbessert, ist die wirtschaftliche Situation jedoch alles andere als ideal und sorgt die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit für Kopfzerbrechen.

Generelles zu Prognosen:

Die Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten für Wirtschafts- und Unternehmensentwicklungen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, da vielfältige Einflüsse berücksichtigt werden müssen. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist eine gründliche Informationsbeschaffung erforderlich. Dabei ist es entscheidend, relevante von irrelevanten Informationen zu trennen, da zu viele unwichtige Daten zu Fehlinterpretationen führen können. Es ist ebenso wichtig, sowohl positive als auch negative Tendenzen zu analysieren. Die Argumente müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, wobei eine differenzierte Herangehensweise von Vorteil ist. Je umfassender die Analyse, desto präziser können die Wahrscheinlichkeiten bestimmt und die Auswirkungen auf das Gesamtergebnis bewertet werden. Die Genauigkeit der Prognosen verbessert sich durch Erfahrung und Übung, mit zunehmender Komplexität der Faktoren steigt aber auch der erforderliche Arbeits- und Zeitaufwand. Dennoch bleibt eine gewisse Subjektivität unvermeidlich.

Seit es Wirtschaft gibt, gibt es auch Wirtschaftsforscher und Unternehmer, die überzeugt sind, dass bestimmte Ereignisse eintreten werden, und dies auch offen kundtun. Es wäre natürlich ideal, absolute Sicherheit zu haben, dass jede Investition erfolgreich ist und risikolos Gewinne nach sich zieht. Dieser Wunsch ist verständlich, weshalb viele Unternehmer prägnante Aussagen wie „die Entwicklung stabilisiert sich“ oder „die Wirtschaft wird wachsen“ schätzen und daran glauben möchten. Leider erfüllt die Realität diese Erwartungen nicht immer.

Ein Unternehmer muss sich bewusst sein, dass er in einem unsicheren Umfeld agiert. Was heute gilt, kann morgen schon überholt sein. Der Wunsch nach „sicherem Gewinn“ ist verständlich, doch eine Illusion. Nichts ist sicher oder von Dauer, besonders in der Wirtschaft. Die hohe Komplexität und die Vielzahl an Einflussfaktoren machen verlässliche Prognosen unmöglich. Gelegentliche Treffer sind reines Glück und nicht wiederholbar.

Risiken optimistischer Prognosen:

Ein blindes Vertrauen in die Prognose, dass sich für 2024, 2025 und 2026 aufgrund eines starken Wachstums des realen Konsums (sowie eines verbesserten außenwirtschaftlichen Umfelds) ein Wirtschaftswachstum von 1,8% bzw. 1,5% einstellen wird, kann sich als irreführend erweisen und zu Investitionen verleiten, die finanzielle Schwierigkeiten oder gar eine Scheitern nach sich ziehen. Da Prognosen auch namhafter Wirtschaftsforschungen und Institutionen im Nachhinein oft revidiert werden, ist es wichtig, sie kritisch zu hinterfragen und existenzielle Entscheidungen auf einer soliden, konservativen Basis zu treffen.

Meine Einschätzung:

Die neuesten Wirtschaftsperspektiven der OeNB prognostizieren eine Stabilisierung und ein (wenngleich schwaches) Wachstum, was erfreulich klingt, aber mit der aktuellen Stimmungslage (dem derzeitigen Vertrauen), die sich aus den Ergebnissen der eingangs zitierten Meinungsumfrage zeigt, aber auch skeptischen Äußerungen namhafter Ökonomen nicht in Einklang zu bringen sind. Die optimistische Aussicht der OeNB für 2024-2026 kann sich vor allem aufgrund zahlreicher unbeeinflussbarer Faktoren in unserer schnelllebigen Zeit als zu optimistisch oder irrig erweisen.

Ich persönlich bin überzeugt, dass sich die Wirtschaftsperspektiven der OeNB als zu optimistisch und irrig erweisen werden und sich im Herbst nicht das erwartete schwache Wachstum, sondern ein 2. Rezessionsjahr mit trüben Aussichten für 2025 herausstellen wird. Und ganz ehrlich: ich hoffe, ich liege mit meiner Ansicht falsch und werde im Herbst die faktenbasierte Prognose als richtig und weise anerkennen müssen.

Als Teil des Eurosystems hat die OeNB die Aufgabe, eine stabilitätsorientierte Geldpolitik zu verfolgen, die Finanzmarktstabilität zu sichern und Währungsreserven zu verwalten. Hinter ihrer optimistischen Wirtschaftsprognose könnten daher etwa auch folgende Interessen stecken:

  • Vertrauensbildung: Optimistische Prognosen können dazu dienen, das Vertrauen von Investoren, Verbrauchern und Unternehmen zu stärken. Ein höheres Vertrauen kann den Konsum und die Investitionen anregen, was wiederum das Wirtschaftswachstum fördern kann;
  • Marktstabilität: Durch positive Aussichten kann die Zentralbank versuchen, die Finanzmärkte zu stabilisieren und Panik oder übermäßigen Pessimismus zu vermeiden, was die wirtschaftliche Situation verschlechtern könnte;
  • Politische Ziele: In manchen Fällen können auch politische Ziele eine Rolle spielen. Eine optimistische Prognose könnte genutzt werden, um die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen und politische Unterstützung für bestimmte Maßnahmen oder Reformen zu gewinnen oder
  • Langfristige Erwartungen: Als Zentralbank könnte die OeNB langfristige Trends und strukturelle Verbesserungen berücksichtigen, die kurzfristig nicht offensichtlich sind, aber langfristig positive Auswirkungen haben.

Meine Empfehlungen:

Als Unternehmer sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Skepsis und eigene Analysen: Vertrauen Sie nicht blind auf optimistische Prognosen, sondern führen Sie eigene Analysen durch und berücksichtigen Sie alternative Szenarien.
  • Aktuelle Indikatoren: Achten Sie auf aktuelle wirtschaftliche Indikatoren wie Insolvenzen, Arbeitslosenzahlen und Verbrauchervertrauen, um ein realistischeres Bild der aktuellen Wirtschaftslage zu erhalten.
  • Risikomanagement: Entwickeln Sie Strategien zur Risikominimierung und halten Sie Ihre Finanzen flexibel, um auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren zu können.
  • Diversifizierung: Diversifizieren Sie Ihre Investitionen und Geschäftsfelder, um nicht von einer einzigen Prognose oder Entwicklung abhängig zu sein.
  • Langfristige Planung: Planen Sie langfristig und berücksichtigen Sie mögliche Schwankungen und Unsicherheiten in Ihren Geschäftsstrategien.

Indem Sie diese Punkte beachten, können Sie fundierte Entscheidungen treffen und sich besser gegen unerwartete wirtschaftliche Entwicklungen absichern.

Während optimistische Wirtschaftsprognosen Hoffnung erwecken können, die sich als zu optimistisch oder irrig erweisen können, ist es wichtig, zukunftsweisende Entscheidungen nicht kritiklos auf Prognosen namhafter Institutionen zu stützen, sondern vor allem auf Aufmerksamkeit, Erfahrung,  Fingerspitzengefühl und Verantwortungsbewusstsein für das eigene Unternehmen, Mitarbeiter und Stakeholder.

Ich würde mich gerne der optimistischen Prognose der OeNB anschließen oder dazu beitragen, diesen Optimismus sogar zu steigern. Da mir aus eigener Erinnerung nur Korrekturen von Wirtschaftsprognosen nach unten geläufig sind, empfehle ich jedoch allerhöchste Sorgfalt im Umgang damit und freue mich, Ihr Unternehmen dabei zu unterstützen.

Ich nehme mir für Sie Zeit, um mit Wissen, Verantwortung und Erfahrung sicherzustellen, die Sinnhaftigkeit, Rentabilität und Nachhaltigkeit Ihrer Ausgaben professionell zu planen und umzusetzen. Ehrlich, schnörkellos und leistbar. Sie können sich zurücklehen und die kommenden kritischen Phasen erfolgreich meistern

Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie mit mir einen Termin. Das Erstgespräch in der Dauer bis 30 Minuten ist kostenlos und unverbindlich

Die Wirtschaft soll mit 0,3% nur sehr schwach wachsen

Sind die neuesten Wirtschaftsperspektiven realistisch?

Published On: 10/06/2024Kategorien: Erfolg, Nachhaltigkeit, Prognosen, Risikomanagement, Zukunft

Der OeNB Report 2024/7: Wirtschaftsprognose für Österreich führt aus: „Für das Jahr 2024 erwartet die OeNB eine Stabilisierung der Entwicklung, allerdings wird die Wirtschaft mit 0,3% nur sehr schwach wachsen.“ Ist diese Prognose realistisch oder birgt sie Risiken in sich?

Aktuelle Lage und kritische Analyse:

Die Prognose der OeNB basiert u.a. auf der Annahme, dass steigende Reallöhne den privaten Konsum ankurbeln werden. Obwohl die Reallöhne bereits in vielen Branchen gestiegen sind, zeigt eine Meinungsumfrage der Lazarsfeld-Gesellschaft, präsentiert am 30.05.2024 auf oe24.tv, dennoch ein anderes Bild:

  • Für 68% der Bevölkerung ist die Teuerung spürbar, während nur 8% keine Auswirkungen wahrnehmen.
  • 45% geben an, weniger Geld auszugeben, 42% gleich viel und nur 9% mehr.
  • Auf die Frage, ob sich ihr Konsumverhalten im Vergleich zum Vorjahr ändern wird, antworten 37%, dass sie weniger konsumieren werden, 47% gleich viel und nur 16% mehr.

Ich verkenne nicht, dass sich die OeNB in ihren Prognosen auf Zahlen, Daten und Fakten stützt, die verbunden mit Erfahrungswerten eine rechnerische Prognose ermöglichen. Meinungsumfragen hingegen erheben aktuelle Stimmungsbilder, die emotional oder beeinflusst von externen Einflüssen wie medialen Berichten oder Informationsquellen sein können, welche mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Situation nur eingeschränkt Schritt halten.

Ich erachte es aber kühn, steigende Reallöhne als einen wesentlichen Grund für die Ankurbelung des privaten Konsums und damit ein Wirtschaftswachstum heranzuziehen, ohne weitere Faktoren, etwa Stimmungsbilder in Meinungsumfragen, das Bemühren eines großen Teils der Bevölkerung, sich ein einfaches, aber würdiges Leben leisten zu können (und mit dem zur Verfügung stehenden Geld sorgfältig umzugehen) oder Anreize zum Sparen oder für Anschaffungen oder gar Investitionenzu berücksichtigen.

Die oben aufgezeigten Ergebnisse deuten für mich darauf hin, dass Verbraucher trotz höherer Löhne weniger Geld ausgeben oder auf Billigläden und asiatische Billiglieferanten zurückgreifen werden, wodurch die Begründung der OeNB in einem wichtigen Punkt in Bedrängnis kommt.

Die Ergebnisse weisen auf ein geringes Vertrauen in eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung hin und legen trotz gestiegener Reallöhne eine nur eingeschränkte Konsumbereitschaft der Bevölkerung nahe, was dazu führen wird, dass Teile der Wirtschaft nicht mehr überleben können, Arbeitsplätze veroren gehen, Staatseinnahmen sinken sowie  Staatsausgaben und Staatsverschuldung steigen. Darunter werden die Finanzierung (und damit die Qualität) wichtiger Staatsaufgaben und die Lebensqualität leiden.

Dazu kommt, dass lt. Armutskonferenz 17,7% der österreichischen Bevölkerung (rd. 1.555.000 Menschen) armuts- oder ausgrenzungsgefährdet sind, ihr Einkommen liegt unter der Armutsschwelle. Diese scheiden als den privaten Konsum ankurbelnde Konsumenten zur Gänze aus.

Wann und wie der Konsum tatsächlich angekurbelt wird oder werden könnte, ist bei diesen Umständen ungewiss.

Gegenwärtig ist die Geschäftslage vielerorts angespannt, sinken die Umsätze und fehlen die Aufträge. Die Zahl der Insolvenzen ist auf ein Allzeithoch gestiegen (+30,9% im Vergleich zum Vorjahr), die Arbeitslosenquote im Mai um 9,5%, aufgrund der hohen Energiepreise leiden gerade Branchen mit energieintensiven Tätigkeiten ganz besonders.

Ergänzung 13.06.2024: wie dramatisch die Lage in Österreich ist, zeigt der Beitrag „Dramatische Bilanz: In Österreich gehen 18 Firmen pro Tag pleite“ des „Kurier“ vom 12.06.2024, in welchem u.a. ausgeführt wird: “ Die Passiva sind um mehr als 900 Prozent auf rund 11 Milliarden Euro gestiegen“ und: Die Insolvenzursachen sind mannigfaltig. „Generell ist es ein Mix aus hohen Kosten bei Energie-, Löhnen und Material. Auf der anderen Seite sind die Zinsen nach wie vor hoch und die Nachfrage ist zurückgegangen“, sagt KSV1870-Experte Karl-Heinz Götze. „Diese Kombination ist für manche Branchen extrem, zum Beispiel für den Großhandel, der stark darunter leidet. Auch die Probleme am Bau, bei den Immobilienentwicklern und Bauträgern wird uns noch länger beschäftigen.“ So seien die Baugenehmigungen deutlich zurückgegangen.

Zur künftigen Wirtschaftsentwicklung gibt es unterschiedliche Ansichten und Prognosen. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, etwa meint, die Unsicherheit sei generell groß, andere wiederum bringen ins Spiel, dass die Märkte durch die politischen Unsicherheiten aufgrund der Europawahl und die Fed-Sitzung verunsichert werden. Wie OTS berichtet, hat sich lt. einer Deloitte-Umfrage die Gemütslage unter Österreichs Finanzvorständen etwas verbessert, ist die wirtschaftliche Situation jedoch alles andere als ideal und sorgt die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit für Kopfzerbrechen.

Generelles zu Prognosen:

Die Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten für Wirtschafts- und Unternehmensentwicklungen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, da vielfältige Einflüsse berücksichtigt werden müssen. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist eine gründliche Informationsbeschaffung erforderlich. Dabei ist es entscheidend, relevante von irrelevanten Informationen zu trennen, da zu viele unwichtige Daten zu Fehlinterpretationen führen können. Es ist ebenso wichtig, sowohl positive als auch negative Tendenzen zu analysieren. Die Argumente müssen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, wobei eine differenzierte Herangehensweise von Vorteil ist. Je umfassender die Analyse, desto präziser können die Wahrscheinlichkeiten bestimmt und die Auswirkungen auf das Gesamtergebnis bewertet werden. Die Genauigkeit der Prognosen verbessert sich durch Erfahrung und Übung, mit zunehmender Komplexität der Faktoren steigt aber auch der erforderliche Arbeits- und Zeitaufwand. Dennoch bleibt eine gewisse Subjektivität unvermeidlich.

Seit es Wirtschaft gibt, gibt es auch Wirtschaftsforscher und Unternehmer, die überzeugt sind, dass bestimmte Ereignisse eintreten werden, und dies auch offen kundtun. Es wäre natürlich ideal, absolute Sicherheit zu haben, dass jede Investition erfolgreich ist und risikolos Gewinne nach sich zieht. Dieser Wunsch ist verständlich, weshalb viele Unternehmer prägnante Aussagen wie „die Entwicklung stabilisiert sich“ oder „die Wirtschaft wird wachsen“ schätzen und daran glauben möchten. Leider erfüllt die Realität diese Erwartungen nicht immer.

Ein Unternehmer muss sich bewusst sein, dass er in einem unsicheren Umfeld agiert. Was heute gilt, kann morgen schon überholt sein. Der Wunsch nach „sicherem Gewinn“ ist verständlich, doch eine Illusion. Nichts ist sicher oder von Dauer, besonders in der Wirtschaft. Die hohe Komplexität und die Vielzahl an Einflussfaktoren machen verlässliche Prognosen unmöglich. Gelegentliche Treffer sind reines Glück und nicht wiederholbar.

Risiken optimistischer Prognosen:

Ein blindes Vertrauen in die Prognose, dass sich für 2024, 2025 und 2026 aufgrund eines starken Wachstums des realen Konsums (sowie eines verbesserten außenwirtschaftlichen Umfelds) ein Wirtschaftswachstum von 1,8% bzw. 1,5% einstellen wird, kann sich als irreführend erweisen und zu Investitionen verleiten, die finanzielle Schwierigkeiten oder gar eine Scheitern nach sich ziehen. Da Prognosen auch namhafter Wirtschaftsforschungen und Institutionen im Nachhinein oft revidiert werden, ist es wichtig, sie kritisch zu hinterfragen und existenzielle Entscheidungen auf einer soliden, konservativen Basis zu treffen.

Meine Einschätzung:

Die neuesten Wirtschaftsperspektiven der OeNB prognostizieren eine Stabilisierung und ein (wenngleich schwaches) Wachstum, was erfreulich klingt, aber mit der aktuellen Stimmungslage (dem derzeitigen Vertrauen), die sich aus den Ergebnissen der eingangs zitierten Meinungsumfrage zeigt, aber auch skeptischen Äußerungen namhafter Ökonomen nicht in Einklang zu bringen sind. Die optimistische Aussicht der OeNB für 2024-2026 kann sich vor allem aufgrund zahlreicher unbeeinflussbarer Faktoren in unserer schnelllebigen Zeit als zu optimistisch oder irrig erweisen.

Ich persönlich bin überzeugt, dass sich die Wirtschaftsperspektiven der OeNB als zu optimistisch und irrig erweisen werden und sich im Herbst nicht das erwartete schwache Wachstum, sondern ein 2. Rezessionsjahr mit trüben Aussichten für 2025 herausstellen wird. Und ganz ehrlich: ich hoffe, ich liege mit meiner Ansicht falsch und werde im Herbst die faktenbasierte Prognose als richtig und weise anerkennen müssen.

Als Teil des Eurosystems hat die OeNB die Aufgabe, eine stabilitätsorientierte Geldpolitik zu verfolgen, die Finanzmarktstabilität zu sichern und Währungsreserven zu verwalten. Hinter ihrer optimistischen Wirtschaftsprognose könnten daher etwa auch folgende Interessen stecken:

  • Vertrauensbildung: Optimistische Prognosen können dazu dienen, das Vertrauen von Investoren, Verbrauchern und Unternehmen zu stärken. Ein höheres Vertrauen kann den Konsum und die Investitionen anregen, was wiederum das Wirtschaftswachstum fördern kann;
  • Marktstabilität: Durch positive Aussichten kann die Zentralbank versuchen, die Finanzmärkte zu stabilisieren und Panik oder übermäßigen Pessimismus zu vermeiden, was die wirtschaftliche Situation verschlechtern könnte;
  • Politische Ziele: In manchen Fällen können auch politische Ziele eine Rolle spielen. Eine optimistische Prognose könnte genutzt werden, um die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen und politische Unterstützung für bestimmte Maßnahmen oder Reformen zu gewinnen oder
  • Langfristige Erwartungen: Als Zentralbank könnte die OeNB langfristige Trends und strukturelle Verbesserungen berücksichtigen, die kurzfristig nicht offensichtlich sind, aber langfristig positive Auswirkungen haben.

Meine Empfehlungen:

Als Unternehmer sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Skepsis und eigene Analysen: Vertrauen Sie nicht blind auf optimistische Prognosen, sondern führen Sie eigene Analysen durch und berücksichtigen Sie alternative Szenarien.
  • Aktuelle Indikatoren: Achten Sie auf aktuelle wirtschaftliche Indikatoren wie Insolvenzen, Arbeitslosenzahlen und Verbrauchervertrauen, um ein realistischeres Bild der aktuellen Wirtschaftslage zu erhalten.
  • Risikomanagement: Entwickeln Sie Strategien zur Risikominimierung und halten Sie Ihre Finanzen flexibel, um auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren zu können.
  • Diversifizierung: Diversifizieren Sie Ihre Investitionen und Geschäftsfelder, um nicht von einer einzigen Prognose oder Entwicklung abhängig zu sein.
  • Langfristige Planung: Planen Sie langfristig und berücksichtigen Sie mögliche Schwankungen und Unsicherheiten in Ihren Geschäftsstrategien.

Indem Sie diese Punkte beachten, können Sie fundierte Entscheidungen treffen und sich besser gegen unerwartete wirtschaftliche Entwicklungen absichern.

Während optimistische Wirtschaftsprognosen Hoffnung erwecken können, die sich als zu optimistisch oder irrig erweisen können, ist es wichtig, zukunftsweisende Entscheidungen nicht kritiklos auf Prognosen namhafter Institutionen zu stützen, sondern vor allem auf Aufmerksamkeit, Erfahrung,  Fingerspitzengefühl und Verantwortungsbewusstsein für das eigene Unternehmen, Mitarbeiter und Stakeholder.

Ich würde mich gerne der optimistischen Prognose der OeNB anschließen oder dazu beitragen, diesen Optimismus sogar zu steigern. Da mir aus eigener Erinnerung nur Korrekturen von Wirtschaftsprognosen nach unten geläufig sind, empfehle ich jedoch allerhöchste Sorgfalt im Umgang damit und freue mich, Ihr Unternehmen dabei zu unterstützen.

Ich nehme mir für Sie Zeit, um mit Wissen, Verantwortung und Erfahrung sicherzustellen, die Sinnhaftigkeit, Rentabilität und Nachhaltigkeit Ihrer Ausgaben professionell zu planen und umzusetzen. Ehrlich, schnörkellos und leistbar. Sie können sich zurücklehen und die kommenden kritischen Phasen erfolgreich meistern

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Dr. Albin Walchshofer, Unternehmensberater, Risikomanager
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